Bewegungsfreiheit und Stabilität
Der aufrechte Gang ist ein besonderes Merkmal, durch das sich der gesunde Mensch auszeichnet. Er gibt uns die Bewegungsfreiheit, die wir für unser alltägliches Leben benötigen und ist so selbstverständlich, dass wir uns dieser Qualität meist erst bewußt werden, wenn wir Schmerzen haben.
Fast jeder kennt die Situation durch Rückenschmerzen plötzlich aus den gewohnten Bahnen geworfen zu sein und in seinen Handlungsspielräumen eingeschränkt zu werden. 70 Prozent der Erwachsenen leiden mindestens einmal im Jahr unter Rückenschmerzen. Sie sind neben Erkrankungen der Luftwege die zweithäufigste Ursache für Arztbesuche von Menschen über 50 und der häufigste Anlass für Arbeitsausfälle und Frühverrentung. Verspannungen und Haltungsschäden enstehen bei Erwachsenen meist berufsbedingt, aber immer öfter auch bei Kindern und Jugendlichen, die durch Fernsehen oder Computer unter Bewegungsmagel leiden.
Schmerzreduktion
In vielen Fällen lässt sich bei auftretenden Beschwerden durch entsprechende Änderung der Lebensumstände wie Bewegungstraining und Behandlung durch einen Chiropraktor einer ersthaften Schädigung vorbeugen und ein operativer Eingriff vermeiden. Handelt es sich um eine reversible Funktionsstörung in Folge von Fehlbelastungen kann eine chiropraktische Behandlung oft auch in akuten Situationen Abhilfe schaffen. Ziel der Behandlung ist es, Schmerzen zu reduzieren, die Bewegungsfreiheit wieder herzustellen und den Bewegungsapparat nachhaltig zu stabilisieren.
Blockade
Dazu arbeitet der Chiropraktor mit der Wirbelsäule als der physischen Achse des aufrechtgehenden Menschen. Sie schützt den Hauptnervenstrang. Bei Positionsverschiebungen eines Wirbels schwellen die Bandscheiben und erzeugen Druck auf die Nerven. Die Nerven können durch erhöhten Druck ihre Funktion, Impulse weiterzuleiten, nicht uneingeschränkt erfüllen. Die Impulse müssen über Umwege geleitet werden und gelangen dann verzögert, oder gar nicht, zum Zielort. Dabei handelt es sich um eine Blockade. Blockade bedeutet nicht, dass ein Gelenk oder Wirbel vollständig ausgerengt ist, sondern zunächst eine kaum wahrnehmbare Positionsveränderung eingetreten ist. Die Folgen werden meist erst bemerkt, wenn sich Schmerzen einstellen, die oftmals nicht am Ursprungsort auftreten. Die Blockade verhindert, dass das Nervensystem seine Aufgabe uneingeschränkt wahrnehmen kann und sämtliche Gelenk- und Muskelfunktionen harmonisch zusammenspielen. „Empfehlenswert ist daher, so früh wie möglich prüfen zu lassen, ob alle Körperbereiche optimal harmonieren, statt zu warten bis der Körper über Schmerzen signalisiert, dass etwas nicht stimmt“, rät Josef Heinemeier.
Schmerzen als Signal – Beispiel
Schmerzen betrachtet der Chiropraktor als Hilferuf des Körpers. Für ihn sind sie ein Signal, das ihn veranlasst ihrer Ursache nachzugehen und diese zu beheben. Werden Schmerzen allein medikamentös behandelt, so wird ihre Ursache in der Regel nicht beseitigt. So können Schmerzen die Folge eines Schleudertraumas sein, das über Jahre unbehandelt zu einer verkrümmten Halswirbelsäule führt. Die Halswirbelsegmente sind verschoben und verändern den Verlauf des Rückenmarkskanal und damit den Raum für das zentrale Nervensystem. Einige Bandscheiben sind zusammengedrückt, andere geschwollen. Durch die erhöhte Belastung sind an den Wirbelkörpern Kalkablagerungen entstanden. Wird ein solcher Befund chiropraktisch behandelt, lässt sich meist eine deutliche Verbesserung der Wirbelsäulenverschiebung und damit einhergehend eine aufrechtere Haltung erzielen. Beim erwünschten Verlauf in Folge einer solchen Behandlung regenerieren sich verdickte und verdünnte Bandscheiben auf ihre natürliche Höhe.
„Je früher desto besser!“
„Der früheste und aus chiropraktischer Sicht beste Zeitpunkt für eine Behandlung ist gleich nach der Geburt“, rät Josef Heinemeier. „Zwar sind die Knochen eines Neugeborenen noch flexibel, dennoch entstehen beim Durchgang durch den engen Geburtskanal oft Verschiebungen, die auch beim Säugling zu unerwünschten Beeinträchtigungen der Entwicklung führen können“. Menschen die beruflich extremen körperlichen Belastungen ausgesetzt sind wie auch Leistungssportler arbeiten mit Chiropraktoren präventiv. „Sie sind auf ihre körperliche Leistungsfähigkeit und Effektivität besonders sensibilisiert und wollen nachhaltigen Schäden durch Fehlstellungen und in der Folge Fehlbelastungen sowie frühzeitigen Verschleißerscheinungen vorbeugen. Auch hier bestätigt sich der Grundsatz, je früher wir Chiropraktor zum Einsatz kommen, desto besser“, bringt Josef Heinemeier die Sache auf den Punkt. Er resümiert: „Der Chiropraktor gibt den manuellen Impuls, dass der Körper sich aus sich selbst heraus heilt“. Die chiropraktische Behandlung trägt bei Kindern und Heranwachsenden zu einer störungsfreien Entwicklung bei. Berufstätigen, Menschen im Ruhestand und auch im hohen Alter ermöglicht sie einen hohen Grad an Bewegungsfreiheit und verbessert die Lebensqualität durch Schmerzreduktion bei überbeanspruchten oder Verschleiß geschädigten Gelenken.
Behandlung durch Justieren der Gelenke
Der Chiropraktor beginnt seine Behandlung mit einem Gespräch. Das Gespräch dient als Basis für eine nähere Untersuchung mit neurologischen, orthopädischen und chiropraktischen Tests. Bilder (Röntgen, CT, MRT) und Befunde, die bei Fachärzten erstellt wurden, werden bei der Anamnese berücksichtigt. Vor dem Justieren werden mögliche Reaktionen, wie muskelkaterähnliches Ziehen oder Müdigkeit, die nach der Behandlung auftreten können, beschrieben. Durch Justieren der Gelenke wird die Statik des Körpers stabilisiert, die Selbstheilungskräfte aktiviert und der kompensatorische Mechanismus verbessert. „Die Dauer und Anzahl der chiropraktischen Behandlungen richtet sich nach dem individuellen Befund. Kinder benötigen meist drei bis vier Behandlungen und Erwachsene zwischen sechs und zwölf“, erläutert Josef Heinemeier.
Chiropraktik weltweit*
Chiropraktik wird weltweit an 24 Universitäten und Kliniken gelehrt, weiter erforscht und auf Basis von Qualitätsstandards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit einem fünf bis sieben jährigen Hochschulstudium abgeschlossen. In Deutschland erfüllen rund 70 Chiropraktoren diese Standards. Weltweit praktizieren rund 90.000 Chiropraktoren. Neben der Schul- und Zahnmedizin ist Chiropraktik der drittgrößte Heilberuf der westlichen Welt.
Autor: Josef Heinemeier
*Stand 2009
Veröffentlicht in „Serviceseiten Gesundheit“, Ausgabe 2009. www.service-seiten.com/Gesundheit.html