Faszientherapie
Die Architektur des Lebens
Das Tensegrity-Modell (Tens = Spannung, -integrity = Ganzheit) wurde von dem Architekten Richard Buckminster Fuller (1895 – 1983) genutzt und weiter entwickelt. Mit Hilfe des Modells entwarf er diverse Kuppeln, welches er Tensegrity nannte. Durch die Bildung von Dreiecken und dreidimensionalen Fachwerken wird eine besonders hohe Stabilität und Festigkeit erreicht.
Das Besondere an der Struktur dieses Modells ist die Übertragbarkeit auf den menschlichen Körper.
Mit Hilfe von Mikrobiologen konnten jetzt Strukturen in der Zelle dargestellt werden, welche einen architektonischen Aufbau und deren Funktionsweise in der Zelle und im Zellverband im Sinne des Tensegrity-Modells zeigen. Durch diese Erkenntnis kann die hohe Stabilität der Mikro- und Makrostrukturen unseres Körpers und die Verformbarkeit des Gewebes erklärt werden. Es entstehen Synergieeffekte, welche Form, Funktion und Struktur in einem engen Zusammenhang darstellen und eine Beziehung zueinander bilden.
Durch diese neuen Erkenntnisse werden die wissenschaftlichen Grundlagen gelegt, welche die erfolgreich praktizierten Behandlungsmethoden, wie sie bei der Chiropraktik angewandt werden, verifiziert.
Faszien als Bindeglied zwischen Haut und Knochen
Bindegewebe, auch Faszien genannt, ist das neue Forschungsobjekt von Dr. Robert Schleip an der Universität Ulm, welches seit 2007 im Fokus aller „handelnden“ Mediziner steht. Er liefert Erklärungsmodelle für die zusammenhängenden Bewegungsketten im Körper, welche sich über die Tensegrity-Strukturen verbinden lassen.
„Jetzt haben wir auch durch Tensegrity den mathematischen Beweis, dass, wenn ich den Kopf bewege die Fußstruktur beeinflusst wird, und umgekehrt“ so Josef Heinemeier, Chiropraktor in Braunschweig.
Faszien bestehen untern anderem aus Kollagenfasern, Wasser und verschiedenen Klebestoffen. Diese Zusammensetzung sorgt für Elastizität und Gleitfähigkeit. Die Faszien verbinden sämtliche Organe und Gewebe miteinander, dienen als Fett- und Wasserspeicher und dienen als Puffer und ermöglichen ein Gleiten wie bei Seidentücher.
Wird dieses Gleiten unterbrochen, wie beispielsweise durch eine Verletzung oder eine Sprunggelenksverstauchung, dann werden vermehrt feste Fasern (Narbengewebe) gebildet, um die Verletzung zu stabilisieren. Dieses härtere Kollagengewebe unterbricht das Gleiten der Faszien aufeinander und es entsteht ein Effekt wie bei zwei aufeinander reibende Jutesäcke. Ein raues und zerrendes Gefühl ist die Folge im Gewebe, wodurch die freien Nervenenden sich langsam verkleben und Schmerzen auslösen, die sich auch gerne chronisch und langsam steigern.
Da in den Faszien zu 80% schmerz- und bewegungsvermittelnde Nervenenden des Körpers zu finden sind, ist ein deutlichen Ruck nötig um die Struktur wieder zu befreien und die Ursprungsposition wieder herzustellen oder aber ein langsames gekonntes Dehnen der Faszien, um ein Schmiermittel aus gleitendem Bindegewebe wieder aufzubauen. Dies ermöglicht eine optimale Heilung und Regeneration. Die Bewegung ist wieder hergestellt und der Schmerz wird deutlich geringer, da die freien Nervenenden jetzt nicht mehr die Bewegungseinschränkung melden.
Insbesondere Wasser hat hier eine hohe Bedeutung im Gewebe, denn das Gleiten ist bedingt durch stark wasserhaltiges Eiweiß (Hyaluron), welches 70% der Flüssigkeit im Körper binden kann.
Im Körper haben diese Kollagene eine Halbwertszeit von einem Jahr. Das heißt ein Heilungsprozess ist nicht abgeschlossen, wenn die Wunde verheilt ist, sondern wenn sich das Gewebe im Inneren wieder so hergestellt hat, wie es im täglichen Leben benötigt wird. Mithilfe von außen, im Sinne eines Behandlers, kann die Voraussetzung geschafft werden, dass die Bewegung wieder ausgeführt werden kann. Doch der weitere Fortschritt um einen möglichst effektiven Muskelaufbau und -gleiten zu fördern, liegt in der Hand eines jeden Einzelnen. Yoga, Pilates oder QiGong können hierbei unterstützend wirken.